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  • AutorenbildK. Werner

"Come as you are" von Emily Nagoski

Die Freiheit einer Frau beginnt nicht nur in der eigenen Geldbörse sondern auch bei der Kontrolle über den eigenen Körper. Was "Come as you are" von Emily Nagoski damit zu tun hat erfährst du im heutigen Beitrag.

Neudeutsch "mindblowing" oder wer dieses neuartige Denglisch nicht leiden kann: Horizonterweiternd. So lautet mein Urteil über Emily Nagoski's Bestseller "Come as you are". Aber fangen wir vorne an. Bei meiner eigenen Jugend. Meiner eigenen Sexualerziehung die ich genoss und die - so weiß ich heute - ziemlicher Bullshit (oder in gutem alten Hochdeutsch: Quatsch) war.


Ich bin heute 37 Jahre alt - fühlen tu ich mich trotzdem noch wie mit Ende 20 oder Anfang dreißig...daran hat auch das Muttersein nichts geändert...naja zugegeben zwischendurch und vor der Trennung von meinem Mann hab ich mich manchmal wie Mitte 40 gefühlt und mit einem Fuß im Grab. Vor also einer halben Ewigkeit war ich ein Teenager...also so vor einem Vierteljahrhundert oder so... Ich bin in einer ländlichen, sehr katholischen Gegend aufgewachsen und das sagt glaub ich schon viel darüber aus wie meine Sexualerziehung ausgesehen hat. Sie war quasi nicht existent. Zuhause sprach man nicht über dieses Thema. Es wurde mit einem moralischen Tabu belegt und galt sowieso irgendwie als schmutzig. In der Schule (Gymnasium wohlgemerkt) wurde die Sexualerziehung einem damals fast 60jährigen Biologielehrer anvertraut, der noch dazu ebenfalls erzkatholisch war. Er zeigte uns einen Abtreibungsfilm und zwang uns ein Buch über natürliche Verhütung zu kaufe. Eine Frau sprach sowieso nicht extra mit uns Mädchen...wozu auch?


Also hatte ich eine ziemlich verkorkste und gleichzeitig überromantisierte Vorstellung von dem was denn da zwischen zwei Menschen passierte, wenn sie Geschlechtsverkehr hatten. Etwas, das ich auch in meine langjährige Beziehung (ich Dummerchen war 17 Jahre eine treue Seele mit einem treuen Körper gewesen) mitbrachte und das sie auch in einem gewissen Maß scheitern ließ. Nun stand ich da: 37 Jahre alt und allein. Plötzlich führte eines zum anderen - eigentlich wollte ich nur mein Spanisch auffrischen und sah mir "En los zapatos de la Valeria" an, wodurch mir "Sex Education" (eine Serie über pubertierende Teenager) empfohlen wurde, in deren letzten Folgen irgendwann einmal der Titel "Come as you are" von Emily Nagoski vorkommt. Und so kam ich dazu. Zu dieser kleinen Bibel der Erkenntnis, die ganz viele Mythen und Missverständnisse aufklärt und widerlegt.


Besonders ansprechend war, dass das Buch auf einem reichen Fundus wissenschaftlicher Erkenntnis beruht. Alle Argumente konnten durch Erkenntnisse wissenschaftlicher Studien untermauert werden. Und langsam begann ich zu begreifen, was die Kultur und die Sozialisation in die ich hineingeboren worden war, mit mir angestellt hatten. Ich begann zu verstehen, weshalb auch meine langjährige Beziehung auf sexueller Ebene gescheitert war. Ich verstand plötzlich auch meinen eigenen Körper zu verstehen und besser in ihn hinein zu hören. Und: Ich verstand endlich, dass ich so wie ich bin, gut und schön und normal und richtig bin.


Was bleibt mir zu "Come as you are" zu sagen: Lest es selbst und noch besser: Lasst es eure Partner auch lesen! Holt euch eure eigene Erkenntnis! Befreit euch selbst indem ihr die Kontrolle über euren Körper zurückerlangt! Und das Schönste für mich ist: Schluss mit dieser patriarchalen Prüderie...meiner Tochter werde ich definitiv etwas anderes mitgeben als ich es gelernt habe. Basta.

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