K. Werner
"Das Haus der Frauen" - Laetitia Colombani II
Mit "Das Haus der Frauen" legt Laetitia Colombani erneut einen Roman vor, in welchem sie Frauenschicksale zum Hauptthema macht. Ob dieses Werk so gelungen ist wie ihr erster Roman "Der Zopf" erfährst du hier.

Anders als in "Der Zopf" sind es nicht drei, sondern primär zwei Erzählstränge, die Colombani in "Das Haus der Frauen" verknüpft. Ort des Geschehens ist Paris - das Paris von heute und das Paris anno 1925. Die Frauen im Zentrum sind Blanche Peyron (die es wirklich gab) und die fiktive Anwältin Solène in ihren 40ern, die nach einem nervlichen Zusammenbruch einen neuen Sinn in ihrem Leben sucht.
Diesen Sinn findet sie als "öffentliche Schreiberin" im Palast der Frauen in Paris. Als Frau der Oberschicht trifft sie dort auf die harte Realität der Frauen, die dort leben. Viele Flüchtlinge, misshandelte Frauen, ehemalige Obdachlose, Abhängige, häufig Frauen mit Kindern, die weder Job noch Perspektive haben.
Dazwischen erfahren wir vom Kampf von Blanche Peyron, die als Mitglied der Heilsarmee gemeinsam mit ihrem Mann 1926 das "Palais de la Famme" aller Widerstände zum Trotz realisierte.
Ob Solène wirklich ihren Sinn im Haus der Frauen findet oder nicht verrate ich natürlich nicht. Vom Stil her ist das Buch in einfacher Sprache gehalten. Den Zauber, den sie in "Der Zopf" geschaffen hat, schafft Laetitia Colombani in "Das Haus der Frauen" nicht ganz herzustellen. Dafür ist die Story leider zu vorhersehbar. Es ist trotzdem ein Buch, das versucht den Blick auf die vielen Probleme zu lenken, mit denen Frauen weltweit kämpfen und die sich im Schmelztigel Paris im Haus der Frauen in konzentrierter Form sammeln. Das Buch passt daher perfekt in unseren Frauenmonat März. Für mich war es auch das erste Aufeinandertreffen mit der Organisation der "Heilsarmee" und hat hier meinen Wissenshorizont erweitert.