K. Werner
"Das Leben ist gut" - ist es das?
Der Advent, Weihnachten und das Jahresende bringen einen immer wieder zum Grübeln. Wie geht es mir mit diesem Jahr? Was war gut? Was war schlecht? Was hätte ich besser machen können? War ich glücklich? Ist es ein gutes Leben das ich führe? Wofür bin ich dankbar?
Alex Capus, ein in der Schweiz lebender Franzose und Schriftsteller spürt dieser Frage in "Das Leben ist gut" auf unkonventionelle Weise nach. Auf eine Weise, für die man nicht das bevorstehende Weihnachtsfest braucht um sie nachvollziehen zu können. Was passiert, wenn nach 25 Jahren Ehe die Frau beruflich verreist und den Ehemann, einen Barbesitzer, alleine mit den drei Söhnen zurücklässt?

Als ich zuletzt in Zürich war ging mein Lesestoff, den ich dabei hatte, zur Neige. Also schnell noch ab in den Buchladen am Bahnhof, bevor man die siebenstündige Heimreise antritt, die, wenn man die Bahnbetreiber kennt, schnell zu einer zehnstündigen werden kann. Das Glück ist dann kaum zu fassen, wenn dann auch noch Aktionstag ist und es -30% auf alles gibt. Das Leben ist gut!
Ich habe aber nur wenige Minuten Zeit um zu wählen, da ich meinen Zug erwischen muss. Wer schon einmal in der Schweiz war, weiß, dass dort alles anders ist....vor allem irgendwie schweizerischer. Das trifft insbesondere auch auf das Sortiment im Buchladen zu. Ehrlich gesagt hatte ich bislang noch nichts von Alex Capus gehört. Dort stand alles voll davon. "Ok.", dachte ich mir, "probieren wir einfach mal aus.", und schnappte zu.
Die Zugfahrt dauerte dann doch eher zehn Stunden als sieben (das Leben ist nicht immer gut) und ich nahm in Innsbruck (zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass wir 3h Verspätung haben sollten) "Das Leben ist gut" zur Hand. Der Stil ist in meinen Augen unverbindlich und leicht zu lesen. Ich hatte das Gefühl ok....es plätschert so dahin wie ein kleiner Gebirgsbach in den Schweizer Alpen. Leichte Lektüre für die letzten Stunden der Zugfahrt.
Erst nach und nach wurde ich mit dem Hauptcharakter des Buches warm und folgte seinem inneren Monolog und den Rückblenden in sein Leben willig. Richtig begeistern konnte er mich nicht, vor allem der Tiefgang und das richtige Eintauchen fielen schwer. Aber ab und an glänzt "Das Leben ist gut" durch Tiefgründigkeiten, die mir ein leichtes innerliches "Oha!" entlocken konnten (dann war das Leben gut).
Am meisten gepackt hat mich der folgende Satz: "Aber wenn ich dereinst auf dem Sterbebett liege und der Film meines Lebens im Zeitraffer abläuft, wird es ein Standbild sein." Also: Ist das Leben gut, das ich führe? Ist es ein Standbild oder ein Film voller Emotionen, Höhen und Tiefen? Ist es etwas Besonderes? Etwas wofür es sich zu leben lohnt?
In diesem Sinne noch ein paar besinnliche letzte Adventstage.
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