K. Werner
"Der Geschmack der Sehnsucht" - Fernost ganz nah
Im Sommer sehen ich mich immer nach Literatur, die mich in ferne Länder, Zeiten und Kulturen entführt. Den Startschuss in diesem Jahr liefert "Der Geschmack der Sehnsucht" von Kim Thúy.

Dieses Büchlein ist mir ganz unerwartet in den Schoß gefallen. Mittlerweile verfüge ich ja über eine richtige Bibliothek der ungelesenen Bücher bei mir zuhause - rebuy sei dank. Gerade als ich aufgrund meiner Quarantäne das Haus nicht verlassen durfte war ich noch nie so erleichtert darüber.
Auf der Suche nach einem neuen Lesevergnügen das nicht zu schwer sein sollte (immerhin wollte ich meine Stimmung etwas aufhellen, wenn ich schon den ganzen Tag allein zuhause sitzen musste). Mit den Fingern strich ich über die Buchrücken in den Regalen und mein Blick blieb am Titel hängen. Genau diese Sehnsucht war es, nach der ich mich sehnte.
Anhand von vietnamesischen Begriffen erzählt Kim Thúy die Geschichte einer jungen Frau, die im Rahmen einer arrangierten Ehe von Vietnam nach Kanada gelangt ist. Die Geschichte erzählt von Freundschaft, Ehe, Verpflcihtung, dem Kochen und welche Sehnsucht Geschmack in uns auslösen kann. Gefühle gehen eben durch den Magen. Die junge Frau scheint glücklich zu sein. Zumindest bis das Schicksal seinen Lauf nimmt und sie nach Frankreich fährt um dort zu kochen.
Es ist eine zarte Geschichte über Pflicht, Heimat, Identität und Freiheit. Über Liebe und Schmerz und ich möchte keine einzige Zeile davon missen. Damit auch andere an dieser einfachen und doch reichen Geschichte ihre Freude haben können, stelle ich Kim Thúys "Der Geschmack der Sehnsucht" nun in ein offenes Bücherregal. Auf dass es noch vielen Menschen die Sehnsucht nach der Ferne nimmt und die Sehnsucht nach noch viel mehr weckt.