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  • AutorenbildK. Werner

"Die Traumnovelle" - Schnitzlers Klassiker

Arthur Schnitzlers populärstes Werk darf in der Reihe unseres Wien-Monats rund um das beginnende 20. Jahrhundert und die Zwischenkriegszeit nicht fehlen. Wie ich Schnitzlers Traumnovelle finde, erfährst du hier.

Vor fast 20 Jahren habe ich Schnitzlers "Traumnovelle" zum ersten Mal gelesen. Nicht in der Schule selbstverständlich - das wäre damals aufgrund der vorherrschenden Wertvorstellungen über Sexualität nicht vorstellbar gewesen...da stand nur Zweigs Schachnovelle am Plan ;-)


Nein. Erstes Semester an der Uni. Germanistik-Seminar. Literaturverfilmungen: Schnitzlers Traumnovelle und Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut". Den Film möcht ich hier nicht bewerten...dafür ist es einfach viel zu lange her, dass ich ihn gesehen hab. Das Buch allerdings hab ich mir erst jüngst wieder zu Gemüte geführt und zählt für mich, wenn ich an die Literatur der Zwischenkriegszeit denke, zu einem der bezeichnendsten Werke. Es ist auch eines der wenigen Bücher, die ich in meinem Leben mehrmals gelesen habe und das mich in den letzten Jahren immer wieder begleitet. Jedes Mal lese ich es mit anderen Augen und sehe andere Dinge darin. Das macht für mich Weltliteratur aus.


Die Story ist simpel: Wien am Ende der Monarchie. Es gibt zwar noch Kaiser, Erzherzöge und die restliche feine Gesellschaft, aber die moderne Gesellschaft wie wir sie kennen pocht heftig an die Türen. Im Zentrum steht ein Paar: Der Arzt Fridolin und seine Frau Albertine. Sie sind wohl schon länger verheiratet, haben ein Kind, gehen zwar gemeinsam aus, doch scheinen sie den Draht zueinander verloren zu haben. Midlifecrisis. Beziehungskrise. Nachdem sie von einem Ball heimgekehrt sind und dort geflirtet haben gestehen sie sich gegenseitig die Versuchungen der letzten Zeit bis Fridolin zu einem sterbenden Mann gerufen wird.


So beginnt seine Reise durch das nächtliche Wien - vermutlich im Februar. Es taut - und wer dieses Wetter in Wien kennt, der kennt auch den besonderen Geruch. Das besondere Gefühl von Umbruch, das einen dort umflirrt. Auch heute noch. Seine Reise durch die Nacht, bei der er unterschiedlichste Angebote bekommt gipfelt in seiner unrechtmäßigen Teilnahme an einer Orgie. Ob er da wieder heil raus kommt verrate ich nicht. Auch nicht, ob er und Albertine ein Paar bleiben. Die Welt gerät ins Schwanken. Traum und Wirklichkeit verschwimmen und der Leser schwankt mit. Heute bin ich noch immer so begeistert wie vor 20 Jahren, auch wenn dieses Stück Weltliteratur heute andere Saiten in mir zum Schwingen bringt als damals. Wer diese Abenteuer eingehen möchte sei herzlich eingeladen "Die Traumnovelle" zu lesen.

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