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  • AutorenbildK. Werner

"Liebe in Zeiten des Hasses" - Sonderklasse-Sachbuch

Der Titel lässt nicht an ein Sachbuch denken und trotzdem ist es eins. Wie sich ein Sachbuch über die Liebe in Zeiten des Hasses liest und ob das langweilig ist erfährst du in diesem Beitrag.

Kann man ein Sachbuch über die Liebe schreiben? Über das tiefste Gefühl der Menschheit, das uns zu unseren Höchstleistungen und zu unseren niederträchtigsten Taten führen kann? Als ich im Sachbuch-Bestseller-Regal nach Florian Illies Buch "Liebe in Zeiten des Hasses" griff war die Neugier mindestens genauso groß wiedie Zweifel. Doch schon nach den ersten Zeilen hab ich letztere hinter mir gelassen.


Episodenhaft beschreibt Illies die Begegnungen weltberühmter Paare in der Zeit von 1929 bis 1939. Einer Zeit, die sich nach den Roaring Twenties, die voll waren mit Glitzer, Gold und Glamour, wie in einer sich immer mehr beschleunigenden Abwärtsspirale auf die finsterste Zeit auf dem europäischen Kontinent zubewegte. Dazwischen: Die Liebe in allen ihren Facetten, Farben und Formen.

Illies begleitet die schillerndsten Gestalten dieser Zeit, deren Namen auch heute noch klingen (Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Bertolt Brecht, die Familie Mann, Hannah Arendt, die Fitzgeralds, Josephine Baker, Hermann Hesse, Marlene Dietrich u.v.a.m.) und ihre Irrungen und Wirrungen der Liebe. Immer wieder erzählt er mit einem Augenzwinkern und in einer einfachen und gleichzeitig poetischen Sprache. Eine meiner Lieblingspassagen findet sich gleich auf S. 11: "Niemand hofft 1929 noch auf die Zukunft. Und niemand will an die Vergangenheit erinnert werden. Darum sind alle so hemmungslos der Gegenwart verfallen." ...erinnert mich sehr an die Gegenwart: Krise um Krise. Eine Flucht scheint nur es mehr in die Gegenwart zu geben. Das Buch hat mich die letzten Monate auch durch meine eigene Liebeskrise begleitet...v.a. mit dem Satz "Alle glücklichen Paare ähneln einander. Aber alle unglücklichen sind auf ganz eigene Weise unglücklich." Wonach sehnen wir uns also eigentlich? Nach dem Glück? Oder nach dem darin verborgenen Unglück?


Auf jeden Fall atmet man zwischen den Blättern den Duft dieser besonderen Zeit. Ich habe auch wieder sehr viel über die Protagonisten dieser Zeit gelernt und wie manche Dinge, die vor fast 100 Jahren ihren Lauf nahmen bis in die Gegenwart nachwirken. "Liebe in Zeiten des Hasses" ist eine absolute Leseempfehlung für alle, die Geschichte einmal anders nachlesen möchten.

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