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  • AutorenbildK. Werner

"Liebesgedichte" von Erich Fried

Aktualisiert: 19. Feb.

Von wem stammen die besten Liebesgedichte? Eine Frage über die sich vortrefflich streiten lässt. Warum mein Favorit Erich Fried ist erfährst du hier.

Am 14. Februar ist wieder Valentinstag. Was passt also besser am Sonntag davor über Liebesgedichte zu schreiben? Der Heilige Valentin traute heimlich Paare im christlichen Glauben. Liebespaare haben es gerne heimlich. Einmal habe ich gesagt man solle es einfach nicht zu laut sagen, wenn man jemanden liebt. Denn sagt man es einmal laut - lauter als ein Flüstern - verschwindet die Liebe irgendwie. Wie Helium aus einem Herzballon.


Vielleicht mag ich die "Liebesgedichte" von Erich Fried deshalb so gern, weil er ein politischer Lyriker war. Weil mein halbes Leben Politik ist. Vielleicht aber auch nicht. Wahrscheinlich eher nicht. Denn seine Sprache habe ich in einem ganz anderen Zusammenhang kennengelernt. Natürlich im Deutschunterricht. Vor zwanzig Jahren. Es war eine Zeit des ersten Verliebtseins ohne jemanden wirklich zu lieben. Eher in Erwartung der Liebe. In solchen Zeiten hat man großen Durst nach Liebesgedichten. Nicht nach den Sonetten von Shakespeare oder den Gedichten von Goethe, bei denen man zweimal hinlesen muss um die Liebe zu finden. Mehr Sehnsucht nach etwas Modernerem. Zeitgemäßem. Etwas, das man vielleicht sogar selbst hätte schreiben können.


Das Sprachgewaltige an Erich Frieds Gedichten sind die wenigen Worte. Das Spielen mit den Gegensätzen. Mit den Pronomen. Dabei eine Zärtlichkeit und Hingabe, eine Traurigkeit und ein Sehnsucht ausdrücken, die seinesgleichen sucht und ganz tief in einem umrührt. Wortneuerfindungen, die tief gehen. Ihre eigentliche Wirkung entfalten Erich Frieds Gedichte, wenn sie vorgetragen werden, wenn sie Stimme erfahren. Anders als wenn man sagt "Ich liebe dich!" werden Erich Frieds Liebeserklärungen erst richtig spürbar, wenn sie nicht mit der Gedankenstimme gelesen werden, sondern wenn sie klingen.


Also ihr lieben Menschen dort draußen, die einen anderen lieben Menschen haben. Lest euch ein in Erich Frieds Gedichte. Lest sie euren Liebsten vor. Schickt ihnen eine Sprachnachricht mit einem dieser Gedichte am Valentinstag. Und wenn ihr schon lange in einer Beziehung seid oder allein: Erinnert euch zurück wie das war. Früher. Damals. Als es dieses komische Gefühl in euch gab. Der Kopf verwirrt. Das Herz bedrückt. Der Bauch ganz komisch. Sucht euch eines, zwei oder viele dieser Gedichte aus und gebt der Liebe einen Klang, eine Schwingung. Meine Ausgabe der "Liebesgedichte" von Erich Fried ist ein Buch, von dem ich mich nicht trennen möchte. Ein Schatz, den ich auch in der Einsamkeit der lieblosen Tage nicht missen möchte.

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