K. Werner
"Palast der Schatten" - Ein Kriminalroman???
Manchmal hat man einfach Lust auf einen guten Krimi. Ob "Palast der Schatten" von Dagmar Fohl wirklich das richtige Buch ist zu dem man dann greifen sollte, bespreche ich im heutigen Blogbeitrag.

Kurz nach der Reifeprüfung entschied ich mich in Wien zu studieren. Unter anderem begann ich mit Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Spoiler: Ich ließ es relativ rasch wieder bleiben. Trotzdem hinterließ die erste Filmvorlesung tiefe Eindrücke bei mir. Die Brüder Lumière und ihr Cinématographe. Fernsehen und Film sind heute überall. Schwer vorstellbar, dass es eine Welt gab, in der sich die Menschen vor einer großen Leinwand sammelten und sich vor einem geräuschlos heranrollenden Zug fürchteten.
Aber genau in diese Welt entführt uns Dagmar Fohl in ihrem Roman "Palast der Schatten". Das Buch beginnt fesselnd mit einer Unbekannten, die scheinbar auf der Flucht ist, wird dann zu einer Liebesgeschichte um sich schließlich als gesellschaftliches Drama zu lösen.
Gegriffen habe ich zu diesem Buch, weil ich einen wirklich guten Krimi lesen wollte und vorne auf dem Cover auch breit drauf steht "Historischer Kriminalroman". Doch ein Kriminalroman ist es in meinen Augen überhaupt keiner. Auch wenn im Hintergrund ein Verbrechen eine Rolle spielt. Es gibt keinen Ermittler, der nach und nach Beweise für Schuld oder Unschuld zusammenträgt und einen Fall lösen möchte.
Ist das Buch deshalb eine schlechte Lektüre? Keineswegs. Man leidet mit den Charakteren mit, deren Leben durch das Kino zusammengeführt und zusammengehalten wird. Deren Leben durch die Sinnlosigkeit des ersten Weltkriegs zerstört wird. Das ist es auch, was dieses Buch für mich ist: Eine sorgsame Milieustudie, die zeigt wie grausam Krieg sein kann. Ich denke dabei an starke Momente wie die Szene als ein Pferd tot auf der Straße umfällt und die hungernden Frauen sich blitzschnell wie die Ameisen darüber her machen und sich um die besten Stücke streiten. Ein Roman der unter die Haut geht.
Die Hoffnung trägt Carla durch den Krieg. Die Hoffnung darauf, dass Theo, ihr Verlobter wieder zurückkehrt. Ob er das tut und ob ihre Liebe dieses Gemetzel überlebt verrate ich nicht. Nur so viel: Auch wenn Dagmar Fohls Roman "Palast der Schatten" definitiv kein Krimi ist, so ist es eine absolut lesenswerte Erzählung, bei der man sich innerlich jedoch für die Grausamkeiten des Krieges wappnen sollte.
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