K. Werner
"The Handmaid's Tale" - Eine Dystopie
Irgendwie verrückt. Was passiert, wenn Männer die Überverehrung der Frau dazu nutzen um sie vollständig zu unterdrücken? Wenn ein System kippt - von der Demokratie zur Diktatur? Margaret Atwood's Dystopie "Der Report der Magd"versucht diesem Grauen nachzufühlen.

Gleich zu Beginn der Geschichte wird klar: Die Dinge sind anders als früher, auch wenn das früher vorerst unbestimmt bleibt. Weiß man nicht, dass das Buch 1985 erstmals erschienen ist, wird durch die Rückblenden nach und nach klar, dass das "Früher" eine Zeit nach dem zweiten Weltrkieg liegt, vermutlich Ende der Sechziger bis Ende der 1970er Jahre. Eine Zeit, die neben den Protesten gegen Krieg und Umweltzerstörung auch die Zeit der sexuellen Befreiung war.
Fesselnd erzählt Atwood in der Ich-Perspekte von einer jungen Frau, die vermutlich mitte 30 ist und den Namen "Offred" trägt. Offred ist nicht ihr richtiger Name. Es ist eine Besitzanzeige. Sie gehört einem Offizier, dessen Name mit FRED beginnt. Sie erzählt von ihrem Leben in Gilead - ein Staat, der nach einem Militärputsch auf dem Terretorium der Vereinigten Staaten errichtet wird. Gilead ist eine Diktatur. Ein totalitäres, patriarchales System. Frauen werden in ihrer Fähigkeit Kinder zu Gebären überhöht verehrt und gleichzeitig auf diese Rolle reduziert. Man degradiert sie in die Statistenrolle. Sie werden zu Schmuck und Beiwerk der Männer. Doch gerade jene an der Macht spielen gerne mit dem Feuer. So bricht der Offizier, dem Offred zugeteilt ist die Regeln und ein verhängnisvoller Reigen beginnt. Atwood beschreibt sprachgewaltig ihre Dystopie. Jede Stimmung, jeder Gedanke ist so nachvollziehbar als ob es der eigene wäre. Das Buch ist allerdings nichts für schwache Nerven, bedenkt man die gewalttätigen Szenen sexuellen Missbrauchs oder anderer Gewaltdarstellungen. Atwood ist in gewisser Weise prophetisch. Die Menschheit in Gilead hat sich selbst zerstört - durch die Nutzung der Atomkraft, durch Chemie-Unfälle und durch anhaltende Umweltverschmutzung. Die Ressourcen werden immer knapper. Nahrungsmittel sind rationiert. Gewalt steht an der Tagesordnung. Missachtung der Regeln führt schnell zur Hinrichtung. Zur mittelalterlichen Zurschaustellung an der Mauer. Die Menschheit tanzt heute am Rand des Vulkans. Gleichzeitig gibt das Buch am Ende Hoffnung, dass auch die schlimmsten Despoten irgendwann fallen - oder eine Kultur, die von ihnen gelenkt wird untergeht, weil die Revolution ihre eigenen Kinder frisst. Margaret Atwoods "Der Report der Magd" ist eine literarische Warnung vor dem Fall in den Krater und daher absolut lesenswert!
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