K. Werner
Thomas Raab - "Der Metzger muss nachsitzen"
Die alte Schulzeit. Jeder hat da so seine Leichen vergraben, wenn wir daran zurückdenken. Manchmal kommen sie aber nach längerer Zeit wieder hervor. Bei Thomas Raabs Kriminalroman "Der Metzger muss nachsitzen" sogar als echte Leichen.

Ach das Gymnasium! Was waren das für Zeiten! Auch bei mir ist es mittlerweile 18 Jahre her, dass ich mich als Maturantin von dort verabschiedet hab. Eigentlich bin ich immer gern zur Schule gegangen. Nicht so sehr wegen dem Lernen, vielmehr wegen der Freunde...auch wenn das manchmal nicht so leicht zu sagen war, wer denn da die echten Freunde waren. Als ich nun den Metzger Krimi Nr.1 gelesen habe sind mir nämlich auch ein paar Geister aus dieser Vergangenheit in meinen Träumen begegnet, bei denen ich wieder sehr froh war sie in die dunkle Dämmerung zu verbannen. Bitte keinen falschen eindruck bekommen...vor allem meine Mathe-Hausübungen waren immer sehr beliebt, drum hat man es sich mit mir auch nicht verscherzt, wie es dem Metzger in seiner Schulzeit passiert ist...aber trotzdem kann sich der eine Streber mit dem anderen ganz gut identifizieren.
Willibald Adrian Metzger, Romanheld in "Der Metzger muss nachsitzen" ist ein herrlich charmantes Wesen der Dämmerung. Kein glänzender Held, sondern eher ein Mauerblümchen ist der Restaurator, der in einer kalten Winternacht wenige Wochen vor Weihnachten leicht angeheitert über die Leiche seines ehemaligen Schulkollegen und Peinigers Felix Dobermann stolpert. Seite um Seite spinnt Thomas Raab die Geschichte um seinen unschuldigen Helden mit Kindheitstrauma. Bis zum Ende hält die Spannung an und löst sich gekonnt erst auf den letzten 30 bis 40 Seiten auf. Es ist höchstes Können die Entwicklung der Geschichte mit der erzählenden Ironie zu paaren, die mit sehr viel bittersüßem Lächeln auf Österreich, Wien und das Leben an sich schaut. Diese bittere Süße gibt dem Buch auch einen ungewohnten Charme, der gleich Lust auf mehr macht.
Einziger Wehrmutstropfen: Leider bin ich vor Längerem schon einmal beim Zappen über eine Verfilmung von einem der Metzger-Krimis gestoßen...jetzt hatte ich beim Lesen ständig den Robert Palfrader als Metzger im Kopf. Nichts gegen den Robert Palfrader - ein super Schauspieler - aber ich bild mir zuerst immer lieber gern mein eigenes Bild, bevor ich was präsentiert bekomme. Zum Trost kann ich aber sagen: Ich finde die Besetzung passt wie die Faust aufs Aug und ich freu mich, wenn das nächste Mal im TV "Der Metzger muss nachsitzen" läuft - jetzt hab ich das Buch ja gelesen und kann die TV-Version dann uneingeschränkt genießen!
Aber nicht nur das. Ich freu mich auch schon aufs Lesen der Nummer zwei der Metzger-Reihe "Der Metzger sieht rot"